Zu Lebzeiten verfolgt, posthum verehrt

Abgründiger Humor mit Heinrich Böll
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Matinee „Mitten ins Herz“ am Sonntag, 16. April, mit Werken des Dichters Jan Skácel

Der tschechische Dichter Jan Skácel steht am Sonntag, 16. April, im Mittelpunkt der Matinee „Mitten ins Herz“ im Salzstadel. Oliver Karbus liest ab 11.30 Uhr Werke des 1989 verstorbenen Literaten.

Die einen nannten Jan Skácel „Dichter der Stille und der Geheimnisse“, andere „Dichter der Sehnsucht“. Die Kindheit als Sehnsuchtsort, tiefe Heimatverbundenheit, ein starkes Moralbewusstsein sowie die Sprache und das Schreiben selbst sind zentrale Themen seines lyrischen Werks.

Geboren wurde Jan Skácel 1922 in Mähren, dem südöstlichen Teil der heutigen Tschechischen Republik. Gegen Ende seiner Schulzeit in Brünn brach der 2. Weltkrieg aus und er wurde als Zwangsarbeiter in Österreich eingesetzt. Nach dem Krieg trat er in die Kommunistische Partei ein und studierte in Brünn Russistik und Bohemistik, die Wissenschaft von der tschechischen Sprach und Literatur.

Ab 1954 arbeitete er in der literarischen Redaktion des Brünner Rundfunks. Ab 1963 war er Chefredakteur der Kulturrevue „Host do domu“ („Ein Gast im Haus“). Bis 1969 veröffentlichte Skácel einen Prosaband und fünf Gedichtbände. Wegen seiner systemkritischen Haltung wurde er nach der Niederschlagung des Prager Frühlings aus der Partei ausgeschlossen. Seine Kulturrevue wurde verboten und er durfte mehr als ein Jahrzehnt lang nichts mehr veröffentlichen. Er tat es trotzdem, im Ausland oder privat, über nicht öffentliche Kanäle – wie viele nicht systemkonforme Schriftsteller im Ostblock. Erst 1981 durfte er wieder eine Auswahl seiner Gedichte in der Tschechoslowakei herausbringen. Die Wende erlebte er nicht mehr – er starb zwei Tage vor dem Fall der Berliner Mauer in Brünn, wo er fast sein ganzes Leben verbracht hatte.

In Deutschland wurde Jan Skácel bekannt durch die Übersetzungen von Reiner Kunze, den Oliver Karbus bei „Mitten ins Herz“ vor einem Jahr vorgestellt hat. Peter Handke sagte über Skácels Gedichte, sie lösten in ihm dieselben Empfindungen aus wie „die von wärmendem Sommergras unter den bloßen Sohlen. So beruhigend, begütigend, erdend“. Auch wenn sich „in diesem Sommergras so manche Stechbiene versteckt“. Auf subtilste Weise brachte der ständig von der Zensur Verfolgte dennoch seine Überzeugung zum Ausdruck. Seine teils radikale Wortkargheit spiegelt sein erzwungenes Schweigen wider. Originelle Metaphern und das Einfangen der Atmosphäre des Augenblicks sind weitere Merkmale von Skácels Gedichten. Eine Auswahl daraus liest Oliver Karbus am Sonntag, wie immer begleitet von Martin Kubetz´ einfühlsamen Klavier-Improvisationen.

Beginn ist um 11.30 Uhr. Die Eintrittskarten kosten 9 Euro und sind ab 11 Uhr an der Kasse im Salzstadel erhältlich.

Foto: Stadt Landshut (Verwendung mit Quellenangabe honorarfrei möglich)

Bildtext: Oliver Karbus (links) und Martin Kubetz präsentieren am Sonntag, 16. April, Lyrik von Jan Skácel.

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