Apotheken sind Daseinsvorsorge und Gesundheitsprävention vor Ort

Apotheken sind Daseinsvorsorge und Gesundheitsprävention vor Ort
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Landtagsabgeordnete Ruth Müller und Bürgermeister Peter Forstner besuchten Marien-Apotheke in Neufahrn 

„Schule, KiTa, ein Nahversorger, Sportvereine, die Kirche, Arzt und Apotheke – das sind wichtige Standortfaktoren für eine Kommune, um eine hohe Lebensqualität vor Ort zu sichern“, sagt Bürgermeister Peter Forstner. Das alles habe man in Neufahrn, aber man wisse auch, dass dies nicht mehr so selbstverständlich sei, wie noch vor wenigen Jahren. Nachdem erst vor kurzem die Apotheke in Pfeffenhausen und im vergangenen Jahr die Apotheke in Rohr geschlossen hatte, war es ihm ein Anliegen, die Landtagsabgeordnete der SPD, Ruth Müller, zu einem Vor-Ort-Termin mit dem Inhaber der Marien-Apotheke, Andreas Kulzer ins Gespräch zu bringen.

Kulzer hat die Apotheke vor rund drei Jahren vom bisherigen Inhaber übernommen und für ihn ist es einer der schönsten Berufe der Welt: „Menschen zu beraten, ihnen zu helfen und ihre Lebensgeschichten zu kennen, das ist in einer Landapotheke wie in Neufahrn noch möglich“, sagt Kulzer. Die Zusammenarbeit beispielsweise mit dem Seniorenheim laufe sehr gut. Trotzdem plagen ihn auch Sorgen um die Zukunft seiner Zunft, die er an die beiden Politiker weitergeben wollte. „13 Prozent der bayerischen Apotheker sind über 60 Jahre alt, wenn sich hier kein Nachfolger findet, wird die Apotheke im jeweiligen Ort geschlossen werden“, rechnete er anhand von Statistik-Zahlen vor. In Niederbayern habe sich zwischen 2013 und 2023 die Zahl der Apotheken von 318 auf 282 reduziert, nicht nur aufgrund des demografischen Wandels, sondern auch als Folge einer wirtschaftlichen Unsicherheit. Diese 36 Apotheken hätten etwa 150.000 Menschen, das entspricht der Bevölkerungszahl eines größeren Landkreises, versorgen können.

Die Apotheke Neufahrn hat im Jahr 36 Notdienste zu übernehmen. Sinkt die Apothekenzahl, haben alle anderen Apotheken mehr Notdienste zu übernehmen oder Patienten hätten weitere Wege und längere Wartezeiten hinzunehmen. 15 Mitarbeiter – fast alle arbeiten aus familiären Gründen in Teilzeit – sind am Standort in Neufahrn beschäftigt. Und die brauche man auch, um die langen Öffnungszeiten – immerhin über 50 Stunden in der Woche – sicherstellen zu können. „Es wird schon immer schwieriger, Personal zu finden“, sagt Kulzer, der auch gerne wieder eine Auszubildende einstellen würde.

Gleichzeitig steigt der Arbeitsaufwand durch die immer höher werdende Erwartungshaltung der Kunden. Nach der Corona-Pandemie sei auch noch ein Nachholeffekt bei Infektionskrankheiten zu spüren gewesen. Mit jeder Apotheke die schließt, erhöht sich so der Druck. Hinzu kommen zunehmende Vorschriften und steigender Dokumentationsaufwand. Auch durch die andauernden Lieferengpässe sei der Verwaltungsaufwand so stark angestiegen, dass der Apotheker eine zusätzliche Fachkraft dafür beschäftigen könnte.

Andreas Kulzer machte anhand von Statistiken deutlich, dass die Vergütung für die Apotheker in den Jahren 2004 bis 2024 nur um 25 Cent pro Medikament angehoben worden sei, gleichzeitig ist der Abschlag von den Apotheken an die Krankenkassen um 23 Cent erhöht worden. „Hinzu zu dieser Nullnummer seit 20 Jahren sind sämtliche Kosten wie Energie und Personal gestiegen“, so der Apotheker. Gleichzeitig wandern auch viele Kunden ins Internet ab und bestellen ihre Medikamente online. „Das E-Rezept funktioniert gut – und trotzdem komme es auf eine gute Beratung an, die es im Internet eben nicht in der nötigen Qualität geben kann“, sagt Kulzer.

Lieferengpässe beispielsweise bei Antibiotika-Medikamenten gebe es noch immer. Umso wichtiger sei es, die Bedingungen für den Pharmastandort Deutschland verbessern, wie es die Bundesregierung gerade plane. Mitte Dezember sei eine Strategie beschlossen wurden, die schnellere Zulassungsverfahren und unbürokratischere Genehmigungen für mehr Forschung in der Medizin als Ziel habe.  Damit werde auch die gesundheitliche und medizinische Souveränität gestärkt, berichtete Müller.  „Ich weiß, wie wichtig die Apotheken für die Daseinsvorsorge sind“, betonte sie. Denn sie seien oft auch für ältere Menschen in Treffpunkt in einem Ort. „Dazu braucht es eine bessere Vergütung dieser wichtigen Arbeit“, unterstützt Müller den Wunsch der Apotheker.

Bild: SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Müller und Bürgermeister Peter Forstner besuchten Apotheker Andreas Kulzer in der Marien-Apotheke.

Foto: Kerstin Pichlmeier

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