Die kommunale Familie muss zusammenhalten

Die kommunale Familie muss zusammenhalten
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Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich informierte sich bei einem Besuch in der Einrichtung für Menschen mit seelischer Behinderung von Dr. Loew in Wörth a. d. Isar – dabei war der Fachkräftemangel das vorherrschende Thema

Wörth a. d. Isar. Seit 2021 führt „Dr. Loew Soziale Dienstleistungen“ das „Haus Seewiese“ für Menschen mit psychischer Erkrankung. Gemeinsam mit dem unweit gelegenem „Haus Schwalbenweg“ finden in der Einrichtung 30 Menschen mit seelischer Behinderung Lebensraum, Betreuung und Beschäftigung. Die Bewohnerinnen und Bewohner erhalten dort den Schutz und die lebenspraktische Förderung, die sie brauchen, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen.   Beim Gespräch von Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich mit der Einrichtungsleiterin Kathleen Graf wurde deutlich, dass auch die Häuser des Trägers Dr. Loew mit Fachkräftemangel zu kämpfen haben. Besonders in der Pflege sei die Personaldecke besorgniserregend dünn, Überstunden seien an der Tagesordnung, erzählte die Einrichtungsleiterin. Man versuche Personallücken mit Zeitarbeitskräften zu füllen. Das gelinge aber nur bedingt und führe zu großer Belastung für die Stammbelegschaft. „Durch Umstrukturierungen versuchen wir, die Arbeit möglichst effizient zu gestalten und personelle Ressourcen zu schonen“, sorgt sich Kathleen Graf. Hinzu kommt die finanzielle Belastung durch die deutlich höheren Personalkosten, die durch die Inanspruchnahme von Zeitarbeitsfirmen anfallen. Großes Kopfzerbrechen bereite ihr auch die Welle von Verrentungen, die in den nächsten Jahren ansteht, wenn die sogenannten Baby-Boomer in den Ruhestand gehen.   Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich kennt die Problematik nur zu gut. Der Bezirk Niederbayern kümmert sich im Rahmen der Eingliederungshilfe um Menschen mit Behinderung, im Bereich ‚Hilfe zur Pflege‘ um alte und pflegebedürftige Menschen und ist zudem verantwortlich für die psychiatrische Versorgung seiner Bevölkerung. Auf den Bereich „Soziales“ entfallen daher fast 90 Prozent der Haushaltsausgaben. „Beim Fachkräftemangel in der Pflege geht es in den Gesprächen, die ich führe, nicht vorrangig um finanzielle Belange, sondern eher um die oft hohe Belastung in den Pflegeberufen“, so Heinrich. „Es ist leider nicht einfach, junge Menschen für einen Beruf im Gesundheitsweisen zu begeistern, obwohl Pflegeberufe sehr erfüllend sind und hervorragende Perspektiven bieten. Zudem ist gerade das Berufsbild ‚Heilerziehungspflegerin/Heilerziehungspfleger‘ wenig bekannt.“

Der Bezirk Niederbayern setze sich dafür ein, dass eine neue Berufsfachschule für Heilerziehungspflege in Landshut etabliert werden kann. „Ich hoffe darauf, dass wir in der kommunalen Familie eine Kooperation erreichen. Denn der Bedarf an Ausbildungsplätzen im Raum Landshut ist da.“   Dass die Fachschule in Landshut angesiedelt werden soll, gibt Kathleen Graf etwas Hoffnung. „Vier unserer Laienhilfskräfte interessieren sich für eine Ausbildung in der neuen Schule“, so Graf. „Die Fachschulen in Pfarrkirchen und Straubing sind einfach zu weit entfernt, um für die Leute hier eine realistische Perspektive zu bieten.“   Der Zugang zu Ausbildung und Weiterqualifizierung müsse erleichtert werden, um dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen im Allgemeinen und im Bereich der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung im Besonderen zu begegnen, waren sich die beiden Gesprächspartner einig.

Foto: Bezirk Niederbayern/Sabine Bäter

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