Wegweiser durch den Zinsdschungel

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Vom Dispozins bis zum Zinseszins

Bei der Bank, beim Autohändler oder im Elektromarkt – die meisten sind in ihrem Alltag mit Zinsen schon einmal in Berührung gekommen. Doch so zahlreich wie die Anlässe für Zinsen sind auch die Zinsarten. Da lässt es sich schnell den Überblick verlieren. Deshalb hat Ralf Oberländer, Finanzexperte von Schwäbisch Hall, die wichtigsten Informationen rund um das Thema Zinsen zusammengefasst und gibt damit Orientierung im Zinsdschungel.                                    

Was sind Zinsen?                                   

Wer sich bei der Bank Geld leiht, muss dafür eine Gebühr zahlen. Wer Geld auf einem Konto spart, erhält einen bestimmten Betrag. Beides sind Zinsen. Einfach ausgedrückt bedeutet das: Zinsen sind der Preis für das Leihen und Verleihen von Geld. Die Höhe der Zinsen hängt von dem im Vertrag vereinbarten Zinssatz und der Marktlage ab. Die Höhe der Zinsen wird dabei auch von dem sogenannten Leitzins bestimmt.  Dieser wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegt und bestimmt, zu welchen Zinsen sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen können. Das bedeutet: „Ein besonders niedriger Leitzinssatz sorgt auch für niedrigere Zinsen bei den Krediten, die Banken an ihre Kunden vergeben. Steigt der Leitzins, werden Kredite teurer“, erklärt Ralf Oberländer.                                      

Welche Arten von Zinsen gibt es?                                    

Wer sich Geld leiht, stößt dabei schnell auf unterschiedliche Zinsarten und Begriffe. Die gängigsten sind: der Kreditzins, die Dispozinsen, der effektive Jahreszins und die Zinseszinsen.                                    

Der Kreditzins stellt die Gegenleistung eines Kreditnehmers für das Verleihen beziehungsweise die Bereitstellung eines bestimmten Geldbetrags durch die Bank dar. Kurzum: Wer einen Kredit aufnimmt, muss dafür Kreditzinsen zahlen. Da es sich bei einem Kredit um ein Darlehen handelt, werden diese Zinsen häufig auch als Darlehenszinsen bezeichnet. Die Kreditzinsen werden zusätzlich zu der geliehenen Summe an die Bank zurückgezahlt. Deshalb sind möglichst günstige Kreditkonditionen von Vorteil. „Generell gilt: Je kürzer die Laufzeit ist, desto günstiger sind die Kreditzinsen, die anfallen. Denn: Je länger die Laufzeit, desto größer ist das Risiko für den Geldgeber“, weiß der Experte.                                    

Wer sein Girokonto überzieht und ins Minus rutscht, für den wird ein Über-ziehungszins fällig. Dieser sogenannte Dispozins ist meist recht hoch: zwischen zehn und 15 Prozent. Bezogen auf die Summe, mit der das Konto überzogen wurde, kann das teuer werden. „Da der Dispozins deutlich teurer ist als der Zins für einen gewöhnlichen Ratenkredit, sollte ein Dispositionskredit nur für kurzfristig, dringend benötigtes Geld oder in Notfällen in Anspruch genommen werden“, rät Ralf Oberländer. Denn: Der Dispozins wird so lange fällig, bis das Konto wieder gedeckt ist.                                     

Für die Aufnahme eines Darlehens wird neben Kreditbetrag und Zinsen oftmals auch eine Gebühr fällig. Beim effektiven Jahreszins handelt sich um die Gesamtkosten für den Kredit: Er ergibt sich aus den Zinsen und der Darlehensgebühr. Diese Kennzahl soll Verbrauchern den Vergleich von unterschiedlichen Kreditangeboten ermöglichen.                                            

Wer sein Geld anlegt, erhält dafür Zinsen. Werden diese Zinsen nicht ausgezahlt, sondern direkt wieder angelegt und somit erneut verzinst, entsteht der sogenannte Zinseszinseffekt. So kann das eigene Kapital vermehrt werden, ohne dass etwas zusätzlich eingezahlt werden muss. Überschreiten die Kapitaleinkünfte in Form von Zinsen den Sparerpauschbetrag in Höhe von 1.000 Euro im Jahr nicht, bleiben sie steuerfrei.                                     

Gibt es Zinsen beim Bausparen?                                        

Zinsen fallen auch beim Bausparen an: Neben den Zinsen für das Guthaben in der Ansparphase werden während der Darlehensphase Zinsen für das geliehene Geld fällig. Der Zinssatz für das Darlehen wird bei Abschluss des Bausparvertrages festgelegt. Der Experte kennt den großen Zinsvorteil beim Bausparen: „Ein Bausparvertrag ist eine Art Versicherung gegen steigende Zinsen: Steigt das allgemeine Zinsniveau während der Ansparphase, bleibt der Bausparvertrag davon unberührt. Der Bausparer profitiert von dem vor-her vereinbarten, niedrigeren Zinssatz.“ 

Egal, ob ein Bausparvertrag, die Geldanlage auf einem Festgeldkonto oder die Aufnahme eines Kredits, wichtig ist: „Verbraucher sollten die verschiedenen Zinsformen kennen, noch bevor sie ein Vorhaben in Angriff nehmen oder sich spätestens in einem Beratungsgespräch zum jeweiligen Finanzprodukt darüber aufklären lassen“, fasst Oberländer zusammen.

Die Bildunterschrift lautet:                                  

Ob Kreditzins, Dispozins, oder Zinseszins – Zinsen sind der Preis für das Leihen oder Verleihen von Geld. (Foto: Bausparkasse Schwäbisch Hall)

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