Bonn/Tunis. In den vergangenen zehn Jahren kooperierten das Technische Hilfswerk (THW) und die Katastrophenschutz-Profis des „Office National de la Protection Civile“ (ONPC) beim Aufbau ehrenamtlicher Strukturen im tunesischen Bevölkerungsschutz. Dabei wurden vom THW 240 unterschiedliche Fahrzeuge für die nach dem sogenannten „arabischen Frühling“ neu gegründeten Ehrenamtsvereine in Tunesien zur Verfügung gestellt. Darunter waren auch Neufahrzeuge. „Die heute immer noch THW-blauen, vorwiegend aus THW-Ortsverbänden abgegebenen Fahrzeuge, tun heute unter anderem in Tataouine, Bizerte, Kef oder Medenine bei Einsätzen wichtige Dienste“, weiß THW-Präsident Gerd Friedsam von seinen Besuchen in Tunesien. Jüngstens fand die 20. Übergabe von ausgesonderten THW-Fahrzeugen statt.
240 Fahrzeuge mehr als 2.000 Kilometer über die Alpen ins italienische Genua und weiter per Schiff nach Tunesien zu transportieren war vor allem eine enorme logistische Leistung. Achtzehn von bisher zwanzig Überführungen von Neuwagen und gebrauchten THW-Fahrzeugen führten rund 300 THW-Ehrenamtliche durch. „Die Kolonnen-Fahrten quer durch Europa waren bei den THW-Einsatzkräften eine beliebte Übung, so dass sich immer ausreichend Freiwillige fanden“, erinnert sich Gerd Friedsam. Die drei- bis viertägigen Fahrten aus ganz Deutschland ins italienische Genua stellten aber auch eine Herausforderung dar, weil die teilweise betagten LKW-Kipper, Unimogs, Gerätekraftwagen, Mannschaftslastwagen oder auch Kranfahrzeuge nur in langsamer Marschgeschwindigkeit durch die Alpen fahren konnten. Einige dieser Fahrzeuge, die an THW-Standorten bundesweit ausgemustert und durch neue ersetzt wurden, hatten zwar nur wenige Kilometer auf dem Tacho, aber doch etliche Jahre auf dem Buckel und waren teilweise Jahrzehnte beim THW eingesetzt. „Gelegentlich war auch mal eine Reparatur nötig“, erinnert sich THW-Helfer Thomas Kellner, der viele der Konvois als Busfahrer begleitete, um die THW-Einsatzkräfte wieder zurück nach Deutschland zu bringen. „Nur einmal mussten wir im Winter ein Fahrzeug in der Schweiz zurücklassen. Die anderen 223 Fahrzeuge haben wir alle gut nach Genua gebracht und dort zur Weiterreise per Schiff nach Tunis übergeben“, resümiert Kellner.
Rund 300 THW-Helferinnen und -Helfer waren an den Fahrzeugüberführungen in den vergangenen zehn Jahren beteiligt. Seit der Corona-Pandemie fanden zwei Überführungen per Spedition statt. Bei der zuletzt durchgeführten, 20. Fahrzeugübergabe erhielt Tunesien 15 Fahrzeuge zur Nutzung im dortigen Katastrophenschutz.
Heute sieht man die blauen THW-Autos mit arabischer Beschriftung überall in Tunesien im Einsatz, wenn sich ein Unglück ereignet. Beispielsweise unterstützen sie beim Bergen und Retten nach Unfällen, bei der Waldbrandbekämpfung, bei Überflutungen nach Starkregen oder im Rahmen der verschiedenen Corona-Maßnahmen. Gerd Friedsam resümiert: „Alle Beteiligten können stolz darauf sein, an diesem Projekt mitgewirkt zu haben. Ob Beschaffung, Ausbildung oder Fahrzeugkonvoi, all dies sind wichtige Bausteine der deutsch-tunesischen Kooperation“.
Das THW nutzt dieses zehnjährige Jubiläum, um im Laufe des Jahres regelmäßig über Meilensteine des tunesisch-deutschen Projekts und über die Fortführung der Kooperation zu berichten.
Bild: Technisches Hilfswerk (THW)