Ein ganzer Markt als Pionier

Ein ganzer Markt als Pionier
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Ergolding erhält als erste Gemeinde Niederbayerns die Auszeichnung „Unterstützer im Team Energiewende“.

Vor Kurzem konnten sich Ergoldings Bürger selbst von den Fortschritten des Marktes beim Klimaschutz der letzten Jahre überzeugen. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung zum Thema Wärmeversorgung und Wasserstoffnutzung erhielt die Kommune die Auszeichnung „Unterstützer im Team Energiewende“ des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Dazu kam eigens der Regierungspräsident von Niederbayern Rainer Haselbeck nach Ergolding, um die Urkunde an die erste Gemeinde seines Bezirks zu vergeben.

In seiner Laudation würdigte Haselbeck die zahlreichen Aktivitäten des Marktes. Vor zehn Jahren wurde bereits mit der Erstellung des ersten Energienutzungsplans und der Einstellung eines Klimaschutzmanagers der Grundstein für die künftige Ausrichtung gelegt. Damals einzigartig im Landkreis war die Einführung eines Förderprogramms für die Bürger, welches mit der Zeit immer umfangreicher wurde. Heute werden nicht nur Balkonkraftwerke und Sanierungen gefördert, sondern genauso E-Bikes, Energieberatungen und Naturschutzmaßnahmen. Auch bei sich selbst wurde die Marktgemeinde tätig. So hat Ergolding seine Straßenbeleuchtung bereits 2018 auf LED umgestellt, viele eigene Liegenschaften energetisch saniert und die Ladeinfrastruktur für E-Mobilität ausgebaut. Seit einigen Wochen kann man in Ergolding seine Transporte sogar klimaschonend mit zwei E-Lastenbikes durchführen, welche am Rathaus und Mehrzweckgebäude zum Verleih angeboten werden.

Besonders hervorgehoben hat der Regierungspräsident dabei, dass bei jedem Schritt die Menschen mitgenommen wurden und ein echter Austausch stattgefunden hat – man sozusagen auf Augenhöhe miteinander spricht. So wurden auch zahlreiche Kampagnen und Aktionen ins Leben gerufen. Mit Bildungsprojekten für Kinder wie beispielsweise die „Energiewerkstatt.Schule“ bis zur Teilnahme an Themenwochen des Wirtschaftsministeriums und der interkommunalen „KlimaZeit“ organisiert und finanziert der Markt regelmäßig Veranstaltungen zum Wissenstransfer aus dem Bereich Klimaschutz. „Der Markt Ergolding will Energiewende und kann Energiewende“, so Rainer Haselbeck. Allerdings bedeutet dies nicht das Ende der Klimaschutzarbeit. Ergolding ist bereits jetzt mitten in der Erstellung eines Klimaschutzkonzepts für das gesamte Gemeindegebiet, prüft die Umsetzung eines Wärmenetzes im Neubaugebiet und richtet einen Carsharing-Standort ein.

Anschließend übergab der Präsident in Vertretung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie die Ernennungsurkunde an ersten Bürgermeister Andreas Strauß. Dieser ging auf die Anfänge des Klimaschutzmanagements ein. Damals wurde die Einbindung des Themas Klimaschutz in die Gemeindeverwaltung noch kontrovers diskutiert und die ersten Maßnahmen, wie das Ergoldinger Förderprogramm, belächelt. Mittlerweile haben sich aber immer mehr Kommunen für diese Unterstützungsform entschieden. „Wichtig war dabei, dass wir mit kleinen aber stetigen Schritten den Klimaschutz vorangebracht haben, ohne die Ergoldinger Bürger gleich mit einem Stapel Maßnahmen zu überfordern“, resümiert der Bürgermeister. Stolz zeigte sich Strauß auch über die Vielzahl an kleinen und großen Vorhaben. So konnte er von den druckfrischen Zahlen der diesjährigen STADTRADELN – Kampagne berichten, bei welcher der Markt Ergolding seine Bürger zu insgesamt über 100.000 Radlkilometer animieren konnte. Aber auch zur Energieversorgung Ergoldings hatte Andreas Strauß Fakten parat. Mit den bisherigen Photovoltaikanlagen können rund 130% der eigenen Haushalte versorgt werden und es werden täglich weitere Anlagen zugebaut.

Ein ganzer Markt als Pionier

Damit sich alle Interessierten bei Fragen auch an das Rathaus als erste Anlaufstelle wenden können, steht Thomas Kuntscher als Klimaschutzmanager bereit. Der Erste Bürgermeister bedankte sich für seine engagierte und versierte Arbeit und hatte keine Zweifel, dass Ergolding gemeinsam mit ihm die Ziele verfolgen und erreichen wird.

Bevor der Klimaschutzmanager auf den weiteren Vortragsabend überging, ermutigte er auch jeden einzelnen Bürger aktiv zu werden, denn jeder noch so kleine Beitrag hilft dem Markt auf dem Weg zur Klimaneutralität. „Der Markt Ergolding freut sich auf die Beiträge der Bürger, um die Energiezukunft vor Ort mitzugestalten“, so Kuntscher. Welche Vorhaben im Markt Ergolding demnächst umgesetzt werden sollen, zeigte er im Anschluss zusammen mit der Energieversorgung Ergolding-Essenbach (EVE) auf. Herbert Schramm als Geschäftsführer der EVE ging auf die Wärmeversorgung in Neubaugebieten ein. Als praktisches Beispiel nannte er dabei das Gebiet Schmidtfeld, welches aktuell mit einem Wärmenetz auf Basis einer Großwärmepumpe geplant ist. Über das Zukunftsthema Wasserstoff und deren Einsatz in bestehenden Gasnetzen berichtete Philipp Schwarz, Prokurist der EVE. „Ein Wasserstoffnetz, das auch nach Ergolding reicht, ist keine Illusion mehr“, erklärt Schwarz, „sondern die Realität von morgen“. Aktuell gibt es im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm bereits das Projekt „H2Direkt“, in welchem das Gasnetz eines kleinen Bereichs von 10 Privathäusern und einem Gewerbekunden vom Erdgasnetz getrennt und ein eigenständiges Wasserstoffnetz aufgebaut wurde. „Sollten solche Vorhaben auch regional umgesetzt werden, bedarf es einer sehr guten Zusammenarbeit mit den Gemeinden“, waren sich die Experten einig. Mit Ergolding hat man dabei bereits einen guten Start hingelegt. Dies bekräftigte zum Abschluss der Veranstaltung auch nochmal Regierungspräsident Haselbeck, denn „damit die Energiewende in unserem Land gelingt, braucht es Pioniere wie den Markt Ergolding“.

Bilder: Markt Ergolding. Die Bilder sind frei verwendbar.

Bildunterschrift 1:

Andreas Strauß (links) darf als erster Bürgermeister Niederbayerns die Urkunde zum „Unterstützer im Team Energiewende Bayern“ von Regierungspräsident Rainer Haselbeck (rechts) entgegen nehmen.

Bildunterschrift 2:
Klimaschutzmanager Thomas Kuntscher (links) und Erster Bürgermeister Andreas Strauß (rechts) freuen sich über die Auszeichnung, welche unter anderem wegen der vielfältigen umweltfreundlichen Mobilitätsmöglichkeiten verliehen wurde.

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